Unter­neh­mens­nach­fol­ge im Hand­werk: Wie Sie im digi­ta­len Zeit­al­ter Nach­fol­ger finden

Das deut­sche Hand­werk hat ein Nach­fol­ge­pro­blem. Laut einer Schät­zung des Deut­schen Hand­werks­in­sti­tuts ste­hen allein in die­sem Jahr knapp 60.000 Betriebs- und Unter­neh­mens­über­ga­ben an – und die Zahl wird wei­ter anstei­gen. Gleich­zei­tig sinkt die Nach­fol­ge­be­reit­schaft inner­halb der eige­nen Fami­lie und Beleg­schaft. Vie­le wol­len unab­hän­gig sein, bevor­zu­gen digi­ta­le Geschäfts­mo­del­le oder ver­su­chen ihr Glück lie­ber in gro­ßen Unternehmen.

Für zahl­rei­che Alt­in­ha­ber bleibt daher nur die Suche nach exter­nen Kan­di­da­ten, aber auch die gestal­tet sich schwie­rig. Auf­grund des Gebur­ten­rück­gangs in den jün­ge­ren Gene­ra­tio­nen ste­hen schlicht­weg zu weni­ge poten­zi­el­le Nach­fol­ger zur Verfügung.

Wel­che Mög­lich­kei­ten das digi­ta­le Zeit­al­ter bereit­hält, um exter­ne Nach­fol­ger für das eige­ne Hand­werks­un­ter­neh­men zu fin­den, erfah­ren Sie hier.

Die Suche nach exter­nen Kan­di­da­ten – online oder offline?

Möch­ten Inha­ber exter­ne Nach­fol­ger für ihr Unter­neh­men fin­den, gibt es sowohl online als auch off­line ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten. Der Gang zum so. Head­hun­ter ist die ein­fachs­te Opti­on, kommt aber für vie­le nicht infra­ge. Zu hoch sind die Kos­ten für Bera­tung und Pro­vi­si­on und zu gering die Kon­trol­le dar­über, was spä­ter mit dem eige­nen Lebens­werk passiert.

Nach wie vor besteht auch die Mög­lich­keit, in einer Zei­tung zu inse­rie­ren. Zei­tungs­in­se­ra­te punk­ten vor allem durch eine hohe Glaub­wür­dig­keit, aller­dings ist die Reich­wei­te in der gewünsch­ten Leser­schaft gering.

Dem­ge­gen­über bie­tet die Online-Welt mitt­ler­wei­le vie­le Optio­nen, Inter­es­sen­ten ziel­ge­nau und ver­gleichs­wei­se kos­ten­güns­tig zu erreichen.

Digi­ta­le Unternehmensbörsen

Digi­ta­le Unter­neh­mens­bör­sen sind eine gute Anlauf­stel­le, wenn es um die Suche nach einer pas­sen­den Unter­neh­mens­nach­fol­ge geht. Die Platt­for­men wer­den sowohl von über­nah­me­wil­li­gen Inter­es­sen­ten genutzt als auch von über­ga­be­wil­li­gen Eigen­tü­mern. Poten­zi­el­le Nach­fol­ger kön­nen grund­sätz­lich auf zwei Arten gefun­den wer­den: Ent­we­der durch­sucht ein Inha­ber bestehen­de Kauf­ge­su­che und nimmt anschlie­ßend Kon­takt auf oder es wer­den selbst Nach­fol­ge­ge­su­che für das eige­ne Hand­werks­un­ter­neh­men ein­ge­stellt. Drei viel­ver­spre­chen­de Unter­neh­mens­bör­sen sind „nexxt-chan­ge“, die „Deut­sche Unter­neh­mens­bör­se“ und „meis­ter-boxx“.

nexxt-chan­ge

nexxt-chan­ge ist Deutsch­lands größ­te Unter­neh­mens­nach­fol­ge­bör­se und wird vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz, dem Zen­tral­ver­band des Deut­schen Hand­werks sowie wei­te­ren Part­nern bereit­ge­stellt. Um sich die Kauf­ge­su­che auf der kos­ten­lo­sen Platt­form anzu­se­hen, ist kei­ne Regis­trie­rung not­wen­dig. Über eine Such­mas­ke mit meh­re­ren Fil­tern und einem Text­feld las­sen sich die Inse­ra­te gezielt ein­gren­zen. So kann bei­spiels­wei­se nach bestimm­ten Bran­chen oder Stand­or­ten gefil­tert werden.

Wer ein Unter­neh­men inse­rie­ren möch­te, kommt um eine Regis­trie­rung aber nicht her­um. Anschlie­ßend kann das Inse­rat über ein Online-For­mu­lar erstellt wer­den. Dabei sind Anga­ben zu machen wie:

  • Beschrei­bung
  • Stand­ort des Unternehmens
  • Bran­che
  • Anzahl der Beschäftigten
  • Letz­ter Jahresumsatz
  • Preis­vor­stel­lung

Für die Frei­ga­be des Inse­rats muss schließ­lich ein soge­nann­ter Regio­nal­part­ner aus­ge­wählt wer­den. Das ist häu­fig die Hand­werks­kam­mer oder auch eine Bank aus der Regi­on. Regio­nal­part­ner agie­ren auf nexxt-chan­ge als zen­tra­ler Ansprech­part­ner und Ver­mitt­ler. Sie kön­nen beim Erstel­len eines Inse­ra­tes unter­stüt­zen, bei der Aus­wahl der Inter­es­sen­ten hel­fen sowie bei der Abwick­lung der Unter­neh­mens­über­ga­be. Alle die­se Leis­tun­gen sind i.d.R. kos­ten­los (falls nicht, muss im Vor­feld dar­über infor­miert werden).

Deut­sche Unter­neh­mens­bör­se (DUB)

Die DUB ist nach eige­nen Anga­ben das reich­wei­ten­stärks­te pri­va­te Online­por­tal für Unter­neh­mens­käu­fe und ‑ver­käu­fe. Wie bei nexxt-chan­ge kön­nen die Inse­ra­te ohne Regis­trie­rung durch­stö­bert und über eine Such­mas­ke gefil­tert wer­den. Bei der DUB gibt es zwar ins­ge­samt etwas weni­ger Ange­bots­ge­su­che als bei nexxt-chan­ge, dafür bie­tet die Platt­form eine nütz­li­che Zusatz­funk­ti­on: Nut­zer kön­nen Such­kri­te­ri­en spei­chern und sich auto­ma­tisch per E‑Mail benach­rich­ti­gen las­sen, falls ein pas­sen­des Inse­rat online gestellt wird.

Möch­ten Inha­ber ihr Hand­werks­un­ter­neh­men auf der Platt­form anbie­ten, müs­sen sie nicht nur einen Account anle­gen, son­dern auch ein kos­ten­pflich­ti­ges Paket buchen. Aktu­ell kann zwi­schen dem „Sil­ber­pa­ket“ für ein­ma­lig 399 € (3 Mona­te Lauf­zeit) und dem „Gold­pa­ket“ für ein­ma­lig 599 € (6 Mona­te Lauf­zeit) gewählt wer­den. Zusätz­lich kön­nen soge­nann­te „Bera­ter­pa­ke­te“ dazu­ge­bucht wer­den. Je nach Lauf­zeit und Bera­tungs­um­fang bewe­gen sich die Prei­se zwi­schen 169 € und 339 € pro Monat. Neben wei­te­ren Infor­ma­tio­nen rund um das The­ma Unter­neh­mens­kauf und ‑ver­kauf bie­tet die Platt­form auch ein Tool, mit dem sich der Unter­neh­mens­wert von klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men (KMU) berech­nen lässt.

meis­ter-boxx

meis­ter-boxx ist eine Platt­form spe­zi­ell für Hand­werks­un­ter­neh­men. Dort fin­det sich neben einer Job- und Auf­trags­bör­se auch eine Betriebs­bör­se für Unter­neh­mens­käu­fe und ‑ver­käu­fe. Um in den Bereich der Betriebs­bör­se zu gelan­gen, muss zuerst eine Hand­werks­bran­che aus­ge­wählt wer­den. Vom Bau­un­ter­neh­mer über den Maler bis hin zum Dach­de­cker ist fast alles vertreten.

Damit bestehen­de Inse­ra­te durch­sucht wer­den kön­nen, ist auch hier kein Nut­zer­kon­to nötig. Was aber recht schnell deut­lich wird: Die Anzahl der Kauf­ge­su­che für Hand­werks­un­ter­neh­men fällt bei meis­ter-boxx deut­lich gerin­ger aus als bei nexxt-chan­ge oder der DUB. Da die Betriebs­bör­se aber auch unbe­kann­ter ist, fin­det sich dort ent­spre­chend weni­ger Kon­kur­renz. Für Hand­werks­un­ter­neh­men kann die Platt­form daher ein ech­ter Geheim­tipp sein.

Wer das eige­ne Unter­neh­men in der Betriebs­bör­se anbie­ten möch­te, muss ein Nut­zer­kon­to erstel­len. Bei meis­ter-boxx ist das ers­te Inse­rat kos­ten­frei, anschlie­ßend wer­den um die 700 € pro Jahr für unbe­grenzt vie­le Inse­ra­te fällig.

Digi­ta­le Berufsnetzwerke

Ein bekann­tes Online-Netz­werk für Beruf und Kar­rie­re ist XING. Vie­le Unter­neh­men nut­zen die Platt­form, um nach neu­en Mit­ar­bei­tern zu suchen oder sich mit Kun­den zu ver­net­zen. Bei Xing gibt es aber auch spe­zi­el­le Grup­pen für die Unter­neh­mens­nach­fol­ge. Ein Bei­spiel ist die Grup­pe „Unter­neh­mens­nach­fol­ge in Deutsch­land“, die mitt­ler­wei­le knapp 750 Mit­glie­der zählt. Dar­in wer­den sowohl ver­schie­dens­te Bei­trä­ge rund um das The­ma Unter­neh­mens­nach­fol­ge als auch Kauf- bzw. Ver­kaufs­ge­su­che gepostet.

Zum Lesen der Bei­trä­ge ist bei Xing bereits eine Regis­trie­rung not­wen­dig. Wol­len Inha­ber ein Ange­bot inse­rie­ren, muss zudem der Grup­pe bei­getre­ten wer­den. Für das Pos­ten von Inse­ra­ten fal­len in der Grup­pe dann kei­ner­lei Kos­ten an.

Digi­ta­le Jobbörsen

Auch über digi­ta­le Job­bör­sen las­sen sich exter­ne Nach­fol­ge-Kan­di­da­ten fin­den. Die Platt­for­men Inde­ed und Stepstone gehö­ren in Deutsch­land zu den „Big-Play­ern“ und wer­den monat­lich von Mil­lio­nen Men­schen genutzt. Inha­ber haben dort die Mög­lich­keit, gezielt eine Stel­le als Unter­neh­mens­nach­fol­ger auszuschreiben.

Wäh­rend bei Inde­ed Inse­ra­te mit begrenz­ter Sicht­bar­keit kos­ten­los ein­ge­stellt wer­den kön­nen, ist der Anbie­ter Stepstone ver­gleichs­wei­se kost­spie­lig: Um die 1000 € pro Monat wer­den für das Star­ter­pa­ket fäl­lig. Dafür sol­len Kun­den von einer hohen Reich­wei­te pro­fi­tie­ren und ihre Ziel­grup­pe pass­ge­nau erreichen.

Such­ma­schi­nen­wer­bung (SEA)

Nicht zuletzt bie­tet auch SEA gute Mög­lich­kei­ten, Nach­fol­ger und Inha­ber zusam­men­zu­brin­gen. Mit­hil­fe des Wer­be­sys­tems Google Ads kön­nen Eigen­tü­mer bezahl­te Wer­bung in den Google Such­ergeb­nis­sen schal­ten, die sich genau an den ein­ge­ge­be­nen Such­be­grif­fen ori­en­tiert. Wird bei Google bei­spiels­wei­se nach „Zim­me­rei in Mün­chen über­neh­men“ gesucht, kann auto­ma­tisch eine pas­sen­de Wer­be­an­zei­ge aus­ge­spielt wer­den (sie­he Abbildung).


Bild­quel­le: eige­ne Dar­stel­lung nach https://ads.google.com, Bei­spiel einer Such­an­zei­ge zur Nachfolgersuche

Die Wer­be­an­zei­ge lei­tet im bes­ten Fall zu einer extra „Landing­pa­ge“ wei­ter, auf der nähe­re Infor­ma­tio­nen zum Über­ga­be-Vor­ha­ben zu fin­den sind. Eine the­men­spe­zi­fi­sche Ziel­sei­te ist auch daher so wich­tig, weil Wer­be­an­zei­gen von Google „wei­ter oben ange­zeigt“ wer­den, wenn der Inhalt der Ziel­sei­te zur Such­an­fra­ge passt. Durch ein hohes Ran­king kön­nen Anzei­gen auch bei star­ker Kon­kur­renz und nied­ri­gem Wer­be­bud­get weit oben in den Such­ergeb­nis­sen aus­ge­spielt wer­den und sind somit für vie­le Men­schen sicht­bar. Eine Anmel­dung bei Google Ads ist kos­ten­frei und die täg­li­chen bzw. monat­li­chen Wer­be­aus­ga­ben kön­nen belie­big hoch ange­setzt wer­den. Ein gro­ßer Vor­teil: Erst wenn Inter­es­sen­ten auf die Anzei­ge kli­cken, ent­ste­hen Kosten.

Gefun­den bedeu­tet nicht gleich bereit

Ist ein poten­zi­el­ler Unter­neh­mens­nach­fol­ger gefun­den, müs­sen die Eigen­schaf­ten und Qua­li­fi­ka­tio­nen des Kan­di­da­ten genau unter die Lupe genom­men wer­den. Denn nur weil sich jemand in der Theo­rie als Nach­fol­ger eig­net, kann die Per­son das Unter­neh­men in der Pra­xis nicht auto­ma­tisch opti­mal wei­ter­füh­ren. Daher ist eine Ein­ar­bei­tungs­pha­se wich­tig, in der sich bei­de Par­tei­en ken­nen­ler­nen und der Inha­ber die tat­säch­li­chen Kom­pe­ten­zen des Nach­fol­gers beur­tei­len kann. In vie­len Fäl­len müs­sen dann noch Maß­nah­men zur Qua­li­fi­zie­rung ergrif­fen wer­den, damit sich der Kan­di­dat feh­len­de Kom­pe­ten­zen zur Unter­neh­mens­füh­rung aneig­nen kann.

Wie Sie Unter­neh­mens­nach­fol­ger digi­tal wei­ter­bil­den, erfah­ren Sie hier.

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