Google Fonts: Schön und lei­der auch ein DSGVO Problem

Was genau bedeu­tet die­se Änderung?

Nach einer Ent­schei­dung des Land­ge­richts Mün­chen erhal­ten Web­siten­be­trei­ber mit ein­ge­bun­de­nen Google Fonts ver­mehrt Abmah­nun­gen. Ord­nungs­gel­der bis 250.000,- Euro dro­hen. Was kön­nen Web­site­be­trei­ber tun?

Neue Abmahn­wel­le wegen Google Fonts – sind auch Sie betroffen?

Ein­ge­bun­de­ne Schrift­ar­ten von Google Fonts auf Web­sites kön­nen teu­er wer­den. Das Land­ge­richt Mün­chen (Az.: 3 O 17493/20) hat ent­schie­den, dass die Nut­zung sol­cher Schrif­ten ohne vor­he­ri­ge Ein­ho­lung einer Ein­wil­li­gung durch den Web­site-Besu­cher unzu­läs­sig ist. Folg­lich dro­hen Betrei­bern von Web­sites, die Google Fonts nut­zen, Abmah­nun­gen und hohe Ord­nungs­gel­der, sofern die Tech­nik nicht kor­rekt ein­ge­stellt ist. Es ist durch­aus mög­lich, dass in Zukunft ver­mehrt Abmah­nun­gen wegen der Nut­zung von Google Fonts aus­ge­spro­chen wer­den. Betrof­fe­ne soll­ten daher umge­hend han­deln, um mög­li­che Ord­nungs­gel­der zu vermeiden.

Bild­quel­le: eige­ne Dar­stel­lung nach https://fonts.google.com/, Nut­zung der Google Fonts: Crims­on Text, Monts­er­rat, Fre­de­ri­cka the Gre­at, Inspi­ra­ti­on, Gre­at Vibes und Ubun­tu Mono.

Was sind Google Fonts?

Google Fonts ist eine kos­ten­lo­se Schrif­ten­samm­lung, die es Web­site­be­trei­bern ermög­licht, ihre Web­sites mit schö­nen Schrif­ten zu gestal­ten. Dies kann man hier aus­pro­bie­ren: https://fonts.google.com/. Die Vari­an­ten sind zahl­reich, von klas­si­scher Maschi­nen­schrift bis hin zu Hand­schrif­ten wer­den sehr vie­le ver­schie­de­ne Schrift­ar­ten ange­bo­ten. Auf der Web­site kön­nen ver­schie­dens­te Schrift­ar­ten gefil­tert wer­den, z.B. nach den Kategorien:

  • Seri­fen­schrif­ten: Schrift mit Ver­zie­run­gen an den Buch­sta­ben, d.h. mit zusätz­li­chen Stri­chen an den Enden der Buch­sta­ben­for­men. Die­se Schrif­ten wecken Gefüh­le von Geschich­te, Tra­di­ti­on, Ehr­lich­keit und Integrität.
  • Nicht-Seri­fen­schrif­ten: Die­se wer­den oft als “sans-serif” grup­piert, aus dem Fran­zö­si­schen, wo “sans” für “ohne” steht. Seri­fen­lo­se Schrift­ar­ten eig­nen sich gut, wenn nur wenig Platz für Tex­te vor­han­den ist. Die wohl bekann­tes­te sans-serif Schrift­art ist “Ari­al”. Sie ist für Fließ­text gedacht — also für Text, der län­ger als ein oder zwei Sät­ze dauert.
  • Dis­play-Schrif­ten: die­se sind spe­zi­ell für die Ver­wen­dung in hohen Grö­ßen, also für Über­schrif­ten und nicht für län­ge­re Text­pas­sa­gen gedacht.
  • Schreib­schrift / Hand­schrif­ten: Schreib­schrif­ten basie­ren auf dem viel­fäl­ti­gen und oft flie­ßen­den Schrift­bild der Hand­schrift. Sie wer­den in der Regel für Schau­fens­ter- oder Han­dels­dru­cke ver­wen­det und nicht für umfang­rei­che Tex­te im latei­ni­schen Alphabet.
  • Mono­space-Schrif­ten: Eine Mono­spa­ced-Schrift­art (auch Schrift­art mit fes­tem Abstand, fes­ter Brei­te oder nicht­pro­por­tio­na­le Schrift genannt) ist eine Schrift­art, deren Buch­sta­ben und Zei­chen jeweils den glei­chen hori­zon­ta­len Platz ein­neh­men. Dies steht im Gegen­satz zu Schrift­ar­ten mit varia­bler Brei­te, bei denen die Buch­sta­ben und Abstän­de unter­schied­lich breit sind. Die­se wer­den häu­fig zur Anzei­ge von Quell­text ver­wen­det, damit Abstän­de gleich sind und der Quell­text über­sicht­lich dar­ge­stellt wer­den kann.

Die Vor­tei­le von Google Fonts lie­gen dar­in, dass Web­sites gleich aus­se­hen, egal ob PC, Mac oder Linux ver­wen­det wird und dass die Schrift­ar­ten kos­ten­los zur Ver­fü­gung stehen.

Bild­quel­le: eige­ne Dar­stel­lung nach https://fonts.google.com/, Nut­zung der Google Fonts: Crims­on Text, Monts­er­rat, Fre­de­ri­cka the Gre­at, Inspi­ra­ti­on, Gre­at Vibes und Ubun­tu Mono.

Was bean­stan­det das Urteil aus Mün­chen bei den Google Font Einbindungen?

Das Land­ge­richt Mün­chen macht die Nut­zung der Google Fonts jetzt von einer Ein­wil­li­gung des jewei­li­gen Besu­chers der Web­site abhän­gig. Im Urteils­text (Az.: 3 O 17493/20) heißt es:

Die uner­laub­te Wei­ter­ga­be der dyna­mi­schen IP-Adres­se des Klä­gers durch die Beklag­te an Google stellt eine Ver­let­zung des all­ge­mei­nen Per­sön­lich­keits­rech­tes in Form des infor­ma­tio­nel­len Selbst­be­stim­mungs­rechts nach § 823 Abs. 1 BGB dar”.

Dabei geht es jedoch weni­ger um die Nut­zung einer Google Schrift­art ohne eine Lizenz, son­dern viel­mehr dar­um, dass der Auf­ruf einer sol­chen Google Font die IP-Adres­se des Besu­chers als per­so­nen­be­zo­ge­nes Datum an einen ame­ri­ka­ni­schen Ser­ver weitergibt.

Scha­dens­er­satz wegen Wei­ter­ga­be per­sön­li­cher Daten

Wie das Urteil fest­stellt, han­delt es sich bei dyna­mi­schen IP-Adres­sen um per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten. Dies ist des­halb der Fall, weil dem Web­site­be­trei­ber über eine zustän­di­ge Behör­de und den Inter­net­zu­gangs­an­bie­ter mög­lich wäre, die betref­fen­de Per­son zu identifizieren.

Im ver­han­del­ten Fall erhält der Klä­ger nun einen Scha­dens­er­satz in Höhe von 100 Euro vom Web­site-Betrei­ber, da beim Auf­ruf der Web­site der Beklag­ten sei­ne IP-Adres­se an das US-Unter­neh­men wei­ter­ge­ge­ben wur­de. Ein berech­tig­tes Inter­es­se im Sin­ne der Daten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO), mit dem der beklag­te Web­site­be­trei­ber argu­men­tiert hat­te, liegt jedoch nicht vor, so die Richter.

Rich­ter ent­schei­den: Google Font muss auf dem eige­nen Ser­ver liegen

Die Google Fonts kön­nen auch her­un­ter­ge­la­den und vom eige­nen Ser­ver aus­ge­lie­fert wer­den, statt über exter­ne Google-Ser­ver ein­ge­bun­den zu sein. Der Web­site­be­trei­ber kann mit einem Ord­nungs­geld von bis zu 250.000 Euro oder einer ersatz­wei­sen Ord­nungs­haft von bis zu sechs Mona­ten belegt wer­den, falls die IP-Adres­se des Klä­gers wei­ter­hin an Google über­mit­telt wird.

Für den Fall, dass eine Abmah­nung bereits aus­ge­spro­chen wur­de, soll­ten Betrof­fe­ne unver­züg­lich recht­li­chen Rat ein­ho­len. Denn je schnel­ler sie han­deln, des­to gerin­ger sind die Chan­cen, dass es zu einem gericht­li­chen Ver­fah­ren kommt und damit zu hohen Ordnungsgeldern.

Was heißt das für Sie als Website-Betreiber?

Um einer mög­li­chen Kla­ge­wel­le zu ent­ge­hen, müs­sen Web­sites die Inhal­te, wie Schrift­ar­ten, Skrip­te oder Bil­der selbst hos­ten. Alter­na­tiv könn­te die Zustim­mung zur Wei­ter­ga­be der IP-Adres­se über ein Con­sent-Ban­ner ein­ge­holt wer­den. Über die­se Vari­an­te hat das Land­ge­richt jedoch nicht geur­teilt, da im vor­lie­gen­den Fall kei­ne Zustim­mung ein­ge­holt wor­den war. Daher besteht hier noch kei­ne Klarheit.

Es ist frag­lich, ob und unter wel­chen Umstän­den per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten in die USA über­mit­telt wer­den dür­fen, seit­dem das Schrems-II-Urteil des Euro­päi­schen Gerichts­hofs im Juli 2020 das Pri­va­cy Shield been­det hat.

Soll­te sich die Sicht­wei­se des Land­ge­richts Mün­chen durch­set­zen, stellt sie einen Frei­brief für Abmah­nun­gen und Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen dar. Das deutsch­spra­chi­ge Inter­net ist voll von Web­sites, die US-Web­diens­te ohne Con­sent Ban­ner ein­set­zen”.

Rechts­an­walt Niklas Plut­te weist in die­sem Zusam­men­hang dar­auf hin, genau­so wie wir, dass Sie als Web­site-Betrei­ber eben­falls schnell zum Beklag­ten wer­den kön­nen, denn um als kla­ge­be­rech­tig­ter Betrof­fe­ner aner­kannt zu wer­den, ist ledig­lich ein ein­zel­ner Klick notwendig.

Neh­men Sie Kon­takt zu Ihrer Agen­tur auf und las­sen Sie sich all Ihre ver­wen­de­ten Schrift­ar­ten und Skrip­te auf dem eige­nen Ser­ver über­füh­ren. Damit sind Sie sicher vor einer Abmah­nung. Falls Sie Fra­gen haben, was genau wie zu tun ist, mel­den Sie sich ein­fach bei uns.

Foto­quel­len ohne zusätz­li­cher Quel­len­an­ga­be: istock (IDs: 1220820993, 618976804, 1319822435)

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